Fürth/München – 21. Mai 2025 - Bayerns Großstädte verlieren zunehmend Einwohner – vor allem an das ländliche Umland. Der Trend zur Stadtflucht, der bereits in den 1990er Jahren zu beobachten war, hat sich in den letzten Jahren deutlich verstärkt. Das teilte Thomas Gößl, Präsident des Bayerischen Landesamts für Statistik in Fürth, mit.
So verließen allein in den Jahren 2022 und 2023 jeweils rund 19.000 Menschen die bayerische Landeshauptstadt München – vorwiegend in Richtung anderer Regionen im Freistaat. Auch Augsburg verlor im Jahr 2023 etwa 6.000 Einwohner, die mehrheitlich in umliegende Städte und Landkreise in Schwaben zogen. Nürnberg hingegen verzeichnete mit einem Saldo von nur 250 Wegzügen innerhalb Bayerns einen deutlich geringeren Rückgang als in den Jahren zuvor, als jährlich rund 1.900 Menschen die Stadt verließen.
Corona als Katalysator des Trends
Ein wichtiger Faktor für den Umzug aufs Land sei laut Gößl die während der Corona-Pandemie gestiegene Verfügbarkeit von Homeoffice. „Das hat die Möglichkeit eröffnet, auch weiter entfernt vom Arbeitsplatz zu wohnen – und von niedrigeren Mieten zu profitieren“, so Gößl. Bemerkenswert: Es zieht die Menschen nicht mehr nur in die klassischen Speckgürtel, sondern vermehrt in ländlichere Regionen.
Bayern wächst – dank Zuwanderung
Trotz der Stadtflucht wächst die Gesamtbevölkerung im Freistaat weiter. Laut Innenminister Joachim Herrmann (CSU) wird Bayern bis 2043 um rund 4,3 Prozent bzw. 560.000 Menschen wachsen – fast ausschließlich durch Zuzug aus dem Ausland. In den letzten zehn Jahren kamen über eine Million Menschen nach Bayern, die laut Gößl „in der Mehrheit auch Arbeit haben“.
Ohne diese Zuwanderung würde die Bevölkerungszahl sinken. Grund ist der demografische Wandel: Während die Zahl der unter 20-Jährigen bis 2043 nur leicht um 69.000 steigt, nimmt die Zahl der über 67-Jährigen um 665.000 Personen zu.
Regionale Unterschiede: Gewinner und Verlierer
Nicht alle Regionen profitieren vom Wachstum gleichermaßen. Besonders Oberfranken wird laut Prognosen weiter Einwohner verlieren – vor allem im Osten, in Landkreisen wie Kronach, Kulmbach, Hof, Wunsiedel oder dem angrenzenden Tirschenreuth. Hier wird ein Rückgang von bis zu 7,5 Prozent erwartet.
Wachstumssieger sind hingegen Regionen in Niederbayern und dem Allgäu: Städte wie Landshut, Straubing, Kempten sowie Landkreise wie Ostallgäu und Memmingen dürfen sich auf ein Plus von mehr als 7,5 Prozent freuen.
Insgesamt zeigt sich eine deutliche Verschiebung im Vergleich zur letzten Vorausberechnung: Während Regionen wie Oberfranken und Unterfranken ihren Schrumpfungsprozess abbremsen, verzeichnet Oberbayern ein deutlich gebremstes Wachstum. Niederbayern, Schwaben und die Oberpfalz legen dagegen kräftig zu.
Fazit: Bayerns Bevölkerung bleibt im Wandel – mit neuen Chancen für das Land und Herausforderungen für die Städte. Die Zukunft wird sich nicht nur in Metropolen entscheiden.